Quartiersau
Kunst im öffentlichen Raum, Rieselfeld, Freiburg i.B. (D), 2006

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Lebendiges Rieselfeld
Um die Lebendigkeit im Stadtteil Rieselfeld aufzunehmen und weiterzuführen, wollen wir einen zugleich naheliegenden wie auch komplexen Schritt machen. Wir stellen das Essen – ein elementarer Bereich des Lebens – in den Mittelpunkt unserer künstlerischen Arbeit und thematisieren die Her- kunft der verwendeten Nahrung. „Der Mensch ist, was er isst“: Um der Bedeutung dieses bekannten Satzes nachzugehen, machen wir die Produktion eines ganz bestimmten Nahrungsmittels hautnah verfolgbar und transparent.

Herkunft der Nahrung
Mit dem Projekt.Quartiersau wollen wir die Beziehung des Menschens zum Tier und zur Nahrung aufzeigen. In fleischpolitischer Hinsicht schwierigen Zeiten setzen wir damit ein klares Zeichen in Richtung Eigenverantwortung. Mit den besten Methoden der Tierhaltung und Pflege werden wir qua- litativ hochwertiges Schweinefleisch erhalten. Die Eigenproduktion von Fleisch wird dadurch für die Stadtteil-Bewohner im Rieselfeld zum nachvollziehbaren Prozess – und für das Tier zum lebenswerten Heranwachsen.

Das Wissen vom Essen
An einem Vortrag zum Thema „Der Mensch und das Tier“ und an einer Podiumsdiskussion mit Fach- personen zum Thema „Der Mensch und das Fleisch“ wird der Zusammenhang von artgerechter Tier- haltung und Lebensmittelqualität aufgezeigt. Es werden philosophische und ethische Themen ange- sprochen, welche die historische Bedeutung des menschlichen Fleischverzehrs beleuchten. Dadurch wird sich das Bewusstein für ökologisch hochstehende Produkte vermehren. Das ergibt als Ganzes einen parallel geführten Prozess bestehend aus theoretischen Inputs und praktischer Handlung.

Emotionaler Umgang
Von Beginn weg wird klar sein, dass die beiden Schweine für die Fleischproduktion aufgezogen und somit nach ungefähr einem halben Jahr geschlachtet werden. Dies wird Fragen aufwerfen und Unsi- cherheiten entstehen lassen. Diesem Umstand werden wir mit der Durchführung der oben erwähn- ten Begleitveranstaltungen Rechnung tragen.

Gemeinschaftlichkeit
Die Partizipation der Stadtteil-Bevölkerung ist ein wichtiger Teil vom Projekt.Quartiersau. Sie geschieht einerseits in der alltäglichen Begegnung am Schweinegehege, andererseits durch die Teilnahme an den öffentlichen Begleitveranstaltungen und anschliessenden Mahlzeiten. Zudem wird eine Kern- gruppe.Quartiersau gebildet, welche sich um das Wohlergehen und die Pflege der beiden Schweine kümmern wird.

Standort
Das Rieselfeld ist ein Stadtteil mit grosszügig proportionierten Freiflächen. Im jetzigen Stadium der Überbauung sind wir sogar in der glücklichen Lage, dass unmittelbar beim Zentrum noch freie Bau- plätze zur Verfügung stehen. Die prominente Lage an der Ecke Rieselfeldallee / Käthe-Kollwitz-Stras- se, nahe des zentralen Maria-von-Rudloff-Platzes, dem Glashaus / K.I.O.S.K und dem Wochenmarkt vereinfacht die Betreuung und bringt das Projekt.Quartiersau der Stadtteil-Bevölkerung unaufdringlich nahe.

Stall
Der Stall bietet den Schweinen Wärme und Schutz vor Witterungseinflüssen (Regen, Wind, übermäs- siger Sonnenschein) und entspricht bei Weitem den Anforderungen des Deutschen Tierschutzes. Das Gehege sorgt dafür, dass die Schweine Ihren Erkundungs- und Schnüffeltrieb ausleben und sich aus- reichend der Körperpflege widmen können. Gleichzeitig ist das Gehege stark genug, um die Schwei- ne vor äusseren Einflüssen zu schützen. Die visuelle Gestaltung des Geheges ist Teil der künstleri- schen Auseinandersetzung und kann als Gesamtbild als temporäre Skulptur im Stadtteil Rieselfeld angesehen werden.

Unterhalt und Pflege
Es ist von Beginn an klar, dass die beiden Schweine nach rund einem halben Jahr geschlachtet wer- den. Die gute Haltung und das damit einhergehende schöne Leben für die Schweine ist uns ein gros- ses Anliegen, da wir qualitativ bestes Fleisch erhalten wollen. Der Unterhalt wird in Zusammenarbeit mit der Kerngruppe.Quartiersau geleistet: Stroh einstreuen, Futter nachfüllen / kontrollieren, Wasser nachfüllen und etwas ausmisten sind die Aufgaben, welche täglich rund 15 Minuten in Anspruch neh- men werden. Als Verantwortliche für das Projekt werden wir alle 2 Wochen im Rieselfeld anzutreffen sein.

Schlachtung
Die Schlachtung ist sicherlich ein heikles Thema und wird erst im Verlauf vom Projekt.Quartiersau definitiv geplant werden können. Die emotional sicher nicht ganz einfache Aufgabe wollen wir mit einer Hausschlachtung wahrnehmen. Denn auch hier gilt das Prinzip der Transparenz, welches die Möglichkeit schafft, die aus dem Alltag verdrängte, notwendige Tätigkeit mitzuverfolgen. Durch das Wegfallen der Transportstrapazen werden die Schweine zu feinstem Fleisch für uns Menschen. Die Schweine werden zu 100% verwertet, unter anderem beim öffentlichen Schlachtfest.

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Konzept gesamt (PDF, 588 kB)