Zirkel
Konzept für Kunstkredit Basel Stadt, Freies Kunstprojekt, 2008

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Kulinarischer Zirkel:
Wir veranstalten im Jahr 2009 einen Zirkel mit vier unterschiedlichen Essen,
die an aussergewöhnlichen Orten in Basel über das Jahr verteilt stattfinden
sollen. Dabei werden der jeweilige Ort und die ausgewählten Speisen thematisch
eng miteinander in Bezug stehen. Zu Tisch zu sitzen und sich mit einem
schmackhaften Essen verwöhnen zu lassen, ist unserer Ansicht nach ein nicht
zu übertreffendes Erlebnis. Genuss durch Riechen, Schmecken, Kauen und Verdauen,
heisst neben dem Konsumieren auch aktives Mittun. Man hört Geschichten, und
erzählt auch selbst welche, diskutiert und unterhält die anderen Menschen am Tisch.
Vom ersten Bissen an bis zum letzten Schluck entsteht eine Art intimer Kreis. Dieser
verändert sich zwar beim nächsten kulinarischen Zusammentreffen, durch die
nachhaltigen Erfahrungen entsteht jedoch nach und nach ein Zirkel von eingeweihten
Essern und Geniessern. Was man gerne tut, kommt gut. Da wir beide liebend gerne
kochen und uns kochend auf die Vielfalt der kulinarischen Kultur einlassen, werden
wir immer wieder von ungeahnten Gaumenfreuden überrascht. Mit dem Zirkel
wollen wir unsere Mitmenschen an diesen sinnlichen Erlebnissen teilhaben lassen.


Vorgesehene Orte:

Rheinhafen

Parkhausdach

Zoo

Schlachthof

Jurybericht Kunstkredit (S.27/28):

Das Künstlerduo Haimo Ganz und Bruno Steiner bedienten das Basler Publikum
schon mehrfach mit Mahlzeiten, die in ihrer orts- und zeitspezifischen Originalität
eindringliche Erlebnisse stifteten. Im punktuellen "Be-essen" von Lokalitäten im
Innen- und Aussenraum lässt sich rückblickend ein grosses Feld von Erinnerungen
kartografieren, das sich in seiner wörtlich verstandenen Sensation immer wieder
behauptet und zunehmend als OEuvre sichtbar wird. Mit "Zirkel", einem Zyklus von
vier Essen an ausgewählten Standorten, wollen Ganz und Steiner der Geschichte
der Kochkunst ein neues Kapitel anfügen. Nicht auf Einladung, sondern nach
eigenem Ermessen und gemäss der Bedeutung des kulinarischen Potenzials des
jeweiligen Ortes, entwickeln sie abendfüllende Ereignisse, in denen das Essen
im angemessenen kulturhistorischen Kontext zelebriert wird. Der Wasserweg des
Rheins am Hafen, die Erfahrung des Drive-in auf dem Dach des Messe-Parkings,
die Ambivalenz des Fleischverzehrs in der Kantine des Schlachthofs oder das
Verhältnis zum wilden Tier auf freier Wildbahn bilden Hintergrundfolien für die
Entwicklung von Menüs und Rahmenprogrammen.
Die Jury begrüsst die Initiative des Duos, ihr künstlerisch motiviertes Catering
als autonomes Projekt zu formulieren und damit das künstlerische Potenzial zu
radikalisieren. Sie erkennt die performative Haltung und die partizipative Dichte
der kollektiven Ereignisse. Die fehlende Artikulation in Bezug auf das eigene
Publikum, auf die Bewerbung der Mahlzeiten oder bezüglich der Grenze zur
Erlebnisgastronomie lässt die Sprechung eines notwendig substanziellen Beitrags
allerdings nicht zu.
Es wird eine Entschädigung von CHF 2000 aus dem Kunstkredit gesprochen.




Jurybericht Kunstkredit gesamt (PDF, 660 kB)